Medienfassade der Seilbahn Saanenmöser-Saanerslochgrat
Die Gondelbahn Saanenmöser-Saanerslochgrat war einst ein Meilenstein der Technik. Sie wurde 1979 gebaut und zählte damals zu den modernsten und bequemsten Gondelbahnen. Doch nach fast 40 Jahren Betriebszeit entsprach sie nicht mehr den heutigen Anforderungen und musste durch eine neue ersetzt werden. Diesen Auftrag der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) für die neue Bahn erhielt der Seilbahnhersteller Doppelmayr/Garaventa. Im Dezember 2018 wurde die Weltneuheit eröffnet – die neue Saanerslochbahn ist die erste D-Line-Kabinenbahn der Schweiz. Die Seilbahngeneration der D-Line zeichnet sich durch einen sehr leisen Betrieb, hochwertiges Design und zeitsparende Wartung aus. Auf einer Strecke von 2.858 Metern mit 16 Stützen (die alte Bahn hatte 29 Stützen) befördert sie knapp 70 Kabinen mit bis zu 2.000 Personen pro Stunde und Fahrtrichtung.
Um diese besondere Seilbahntechnik mit einer herausragenden Architektur zu unterstreichen, lobte der Bauherr einen Wettbewerb aus. Diesen gewann ein weltweit renommiertes Planungsbüro aus Stuttgart. Sein Entwurf sah vor, die gesamte Technik zum Koppeln, Entkoppeln und Umlenken der Kabinen in einem Kubus mit Wellblechdach und Glasfassade unterzubringen und so den Besuchern sichtbar zu machen. Dies brachte große statische Herausforderungen mit sich: Normalerweise werden Seilbahndächer aus gebogenem Acrylglas gefertigt, was den Vorteil hat, dass der Schnee seitlich abrutschen kann. Die auf dem Dach verbleibende Schneelast ist damit eher gering. Aufgrund der kubischen Form des Glasbaus, den die Stuttgarter Planer vorsahen, bleibt der Schnee aber auf dem kompletten Dach liegen und bringt so eine wesentlich höhere Gesamtlast mit sich. Das hat zur Folge, dass sich das Dach bis zu 7 Zentimeter durchbiegen kann.
Ein solch hohes Maß der Durchbiegung machte ganz neue Wege der konstruktiven Glaslagerung erforderlich: Damit die enormen Lasten sicher aufgenommen werden können, sind die Scheiben an der oberen und unteren Glaskante werkseitig in ein Profil verklebt. Dies hat zwei entscheidende Vorteile: Einerseits können die vorgefertigten Bauelemente einfach, schnell und witterungsunabhängig montiert werden. Andererseits sind sie wie ein an der Wand hängendes Bild einzeln am Dach eingehängt. Dadurch kann jedes Fassadenelement unabhängig von seinem Nachbarn auf- und abgleiten. Die Glasplatten der Fassade haben ein Standardmaß von 3,13 x 2 Meter bzw. ein Maximalmaß von 3,13 x 2, 26 Meter und ein dementsprechend hohes Gewicht. Infolgedessen funktionierte diese weltweit einzigartige Glaslagerung an der Schnittstelle zwischen Glas und Metall nur durch hochqualitative Glasverklebung. Um für diese anspruchsvolle Bauaufgabe das richtige Glas zur Verfügung zu haben, wandten sich die Verantwortlichen an Glas Marte.
Das Unternehmen gehört zu den führenden europäischen Glasspezialisten und bietet ein umfangreiches Sortiment unterschiedlicher Glaslösungen in Kombination mit einer fundierten Beratung an. Für die drei Seilbahnstationen lieferte der Glasspezialist insgesamt ca. 800 Quadratmeter Verbundsicherheitsglas (VSG) aus zwei Einscheiben-Sicherheitsgläsern (ESG). Statt der sonst üblichen Zwischenfolie aus Polyvinylbutyral (PVB) setzte er eine Sentryglas-plus-Spezialfolie ein und sorgte so dafür, dass das Glas den widrigen Wetterbedingungen auch auf den höchsten Bergen standhält. Denn die Spezialfolie besteht aus einem thermoplastischen Kunststoff (Ionoplast), der bis zu fünfmal fester und hundertmal steifer ist als die herkömmlichen VSG-Zwischenschichten. So konnte Glas Marte auf Grundlage der konstruktiven Lösung und der verbesserten Materialien die erste serienmäßige Ganzglasfassade liefern, die sehr großen Vertikalverformungen standhält.
Das bei den Seilbahnstationen verwendete Glas hat eine spezielle Farbe, die den wohlklingenden Namen Guardian SunGuard HD Royal Blue 20 trägt und in Europa sehr selten verwendet wird. Doch sie passt hervorragend zum Design der Gondeln und verleiht den Glaskuben, die die Seilbahntechnik ummanteln, ein elegantes Erscheinungsbild. Bei Bedarf können sie mit einer LED-Medientechnik nachgerüstet werden. Für den Bergbahnbetreiber ergeben sich daraus interessante Möglichkeiten. Beispielsweise kann er so auf der Fassade Werbeschaltungen großflächig präsentieren oder andere Informationen vermitteln. Seit Dezember 2018 ist die neue Bahn in Betrieb und erfreute sich vom ersten Tag an großen Zuspruchs.