Eine Fassade wie aus Papier gefaltet
Falzmaschinen werden in der Industrie eingesetzt, um Papierbögen um mehrere Achsen zu falten, beispielsweise um Beipackzettel für Medikamente herzustellen. Als ein Hersteller solcher Maschinen im schwäbischen Wellendingen eine neue Produktionshalle plante, entstand die Idee, an der öffentlich sichtbaren Hauptfassade ablesbar zu machen, worum sich im Inneren des Gebäudes letztlich alles dreht – um gefaltetes Papier.
Der Bauherr, selbst kein Architekt, sondern Maschinenbauingenieur, nutzte dazu die Software Facademaker des Herstellers der Fassadenplatte Alucobond, 3A Composites. Dabei handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Planungssoftware, sondern um ein Tool, mit dem sich zwei- und dreidimensionale Alucobond-Fassaden auf einfachste Weise und in Sekundenschnelle entwerfen und miteinander vergleichen lassen.

Das Programm ist ohne Anmeldung oder Registrierung für jedermann zugänglich. Es lässt sich intuitiv bedienen, so dass vorgegebene Muster, die wiederum variiert und gedreht werden können, leicht zu klein- oder großflächigen Fassadengestaltungen zusammengesetzt werden können. Selbstverständlich sind zahlreiche Farben hinterlegt, wobei in diesem Fall die Farbe Spectra White Gold bereits gesetzt war und die erste optische Verbindung zum Papier herstellt. Die Kanten der so gestalteten Fassade symbolisieren den in der Papierverarbeitung üblichen Zickzackfalz, und die im Kontrast dazu stehenden dunklen Fensterflächen erinnern an Falzwalzen, die im Zusammenspiel mit so genannten Falztaschen für die Formgebung der späteren Produkte verantwortlich sind.

Zur Überraschung aller Beteiligten konnte der Entwurf des Bauherrn nahezu unverändert umgesetzt werden. Das Architekturbüro Weber Planungsgesellschaft nahm die Unterstützung des Singener Herstellers bei der Detailkonstruktion und den statischen Berechnungen gerne an und setzte gemeinsam mit Haller Industriebau die kreativen Entwürfe in gebaute Realität um.
Die „Visitenkarte“ des Unternehmens wurde als VHF (vorgehängte hinterlüftete Fassade) ausgeführt. Dabei dienen Aluminium-Strangpressprofile als Unterkonstruktion, die durch die Mineralwolldämmung ragen und die vorgefertigten Kassetten ohne sichtbare Befestigungsmittel aufnehmen.

Das dreischichtige Fassadenmaterial mit einem Flächengewicht von nur 7,6 kg/m² ist aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften in der Lage, dreidimensionale, d.h. runde, gewölbte, polygonale etc. und weit auskragende Fassaden zu realisieren.
Seine hochwertigen Lacksysteme sorgen schließlich dafür, dass die auf diese interessante Weise entstandene weiße „Papierfassade“ lange ihre Ausstrahlung behält.