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74 Balkone in Köln saniert

Die Entwässerung erfolgte bislang über die Holme, die als Hohl-Träger das Wasser an den Balkonecken aufnahmen und am Boden auf die freie Fläche führten. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Die Entwässerung erfolgte bislang über die Holme, die als Hohl-Träger das Wasser an den Balkonecken aufnahmen und am Boden auf die freie Fläche führten. Bild: Dirk Baumbach / Loro

74 schadhafte Balkone saniert – mit einem neuen, widerstandsfähigen Boden und einer langfristig funktionsfähigen Entwässerung über alle Stockwerke: Dieses Projekt hat die GAG jetzt in Köln-Zollstock umgesetzt. Die alte Entwässerung über den tragenden Hohlständer dient jetzt als Not-Entwässerung, mit dem Loro-System GF erfolgt die Hauptentwässerung nun über ein effizientes, langlebiges Direktentwässerungssystem in DN 50.

Farbige Platten mit horizontal darüber geführten Streben dienen weiterhin als Brüstung. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Farbige Platten mit horizontal darüber geführten Streben dienen weiterhin als Brüstung. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Köln-Zollstock ist ein traditionelles Wohn-Quartier. Neben Siedlungen aus den 1920er Jahren unterhält die GAG Immobilien AG hier auch mehrgeschossige Wohnhäuser aus den 1950er Jahren. An diese kamen 1991 Vorsetzbalkone hinzu – an denen mittlerweile Schäden sichtbar wurden, insbesondere an den gefliesten Böden. Das Immobilien-Unternehmen entschloss sich zu einer Sanierung der Bestandsbalkone.

Vor der Sanierung: Die Böden zeigen nach rund 33 Jahren Standzeit Verschleiß-Schäden. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Vor der Sanierung: Die Böden zeigen nach rund 33 Jahren Standzeit Verschleiß-Schäden. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Insgesamt galt es, 74 Balkone instand zu setzen. Im ersten Schritt wurde dafür der Status Quo erfasst und daraus der Sanierungsbedarf abgeleitet: Abbruch des bisherigen Fliesenbelags und der schadhaften Estrichschicht, neuer Aufbau des Bodens mit einem Kunststoff-Bodensystem. Die Brüstungen blieben dagegen erhalten, da sie den Stil der Anlage prägen und weiterhin intakt sind.

Eckdetail: Am Anschluss Balkon / Träger lag im unsanierten Zustand der Wasserablauf in dem Träger, der heute als Notentwässerung dient. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Eckdetail: Am Anschluss Balkon / Träger lag im unsanierten Zustand der Wasserablauf in dem Träger, der heute als Notentwässerung dient. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Da die Bauvorschriften heute auch für Balkone Haupt- und Notentwässerung verbindlich vorgeben, kam im Zuge der Sanierung zur bisherigen Entwässerung ein zweiter Weg hinzu.

Der schadhafte Boden ist ausgebaut, der Anschluss an die Außenwand vorbereitet. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Der schadhafte Boden ist ausgebaut, der Anschluss an die Außenwand vorbereitet. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Die sichtbarsten Schäden lagen zu Füßen: Auf vielen Böden war Feuchtigkeit in den Belag eingedrungen und hatte in der Folge zu Rissen im und unter dem Fliesenbelag geführt. Diese Böden waren nicht mehr zu retten. Der Aufbau wurde daher entfernt bis zur tragenden Schicht: Abbruch von Fliesen und Estrich bis zur Rohbetondecke. Als vorbereitende Arbeit wurde die Decke (und die angrenzenden Metallbauteile) zunächst gefräst, angeschliffen und geprimert.

Die Instandsetzung erfolgte Zug um Zug, jeweils drei Einheiten über die volle Höhe parallel. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Die Instandsetzung erfolgte Zug um Zug, jeweils drei Einheiten über die volle Höhe parallel. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Als neuen Aufbau wählten die Verantwortlichen ein witterungsbeständiges Flüssigkunststoffsystem (Triflex BTS-P). Wichtig dabei war, dass sich der tiefste Punkt des Balkons durch die neue Entwässerung verlagert: War bislang die Außenecke der Balkone als Ablauf ausgebildet, liegt dieser Punkt nun in der Fläche mit 10 Zentimeter Abstand von der Außenkante Klebeflansch zum Balkonrand (seitlich und von vorn) gemäß DIN 18531. Entsprechend war das Gefälle (zwei Prozent) neu auszurichten und wurde in einer Schichtdicke von 10 mm (am Tiefpunkt) bis 50 mm mit einem zweikomponentigen Schnellestrich hergestellt – die Schicht konnte bereits nach rund einer Stunde Abbindezeit überarbeitet werden.

Die neue Hauptentwässerung: Loro Serie GF, bei der das von oben kommende Rohr in den darunterliegenden Balkonablauf geführt wird. Über das Ringsieb fließt der Niederschlag in den Strang. Gut zu erkennen ist die Anstaufunktion in der Ecke, über die zuvor die gesamte Entwässerung erfolgte: Sollte ein extremer Regen dazu führen, dass die Wasserhöhe auf dem Balkon den Anstau an der Ecke übersteigt, übernimmt der alte Entwässerungsweg die Notentwässerung. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Die neue Hauptentwässerung: Loro Serie GF, bei der das von oben kommende Rohr in den darunterliegenden Balkonablauf geführt wird. Über das Ringsieb fließt der Niederschlag in den Strang. Gut zu erkennen ist die Anstaufunktion in der Ecke, über die zuvor die gesamte Entwässerung erfolgte: Sollte ein extremer Regen dazu führen, dass die Wasserhöhe auf dem Balkon den Anstau an der Ecke übersteigt, übernimmt der alte Entwässerungsweg die Notentwässerung. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Für die Rohre der neuen Hauptentwässerung war zudem eine Kernbohrung in den Boden zu setzen. „Das Einsetzen der Balkonabflüsse war einfach, ebenso wie das Herstellen der Anschlüsse an die Durchführungen. Durch den werkseitigen Klebeflansch ließ sich die Bodenbeschichtung einfach an das Rohr heranführen“, berichtet Sascha Königsfeld, Bauleiter vom ausführenden Betrieb Wierig Liquid. Durch die umlaufende Erhöhung an der Innenseite des Anschlussrandes kann die Flüssigkunststoffschicht mit zwei bis drei Millimeter optimal angearbeitet werden, sodass kein Flüssigkunststoff versehentlich in den Ablauf gelangt – und die Entwässerungsebene schließt bündig ab.

Attraktiver Boden, dauerhaft dicht und mit Gefälle zum Abflusspunkt: Mit einem Kunststoff-Balkonboden sind die Balkone wieder langfristig für die Mieter zu nutzen. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Attraktiver Boden, dauerhaft dicht und mit Gefälle zum Abflusspunkt: Mit einem Kunststoff-Balkonboden sind die Balkone wieder langfristig für die Mieter zu nutzen. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Mit dem Direktentwässerungssystem (Serie GF, Loro) ist die Hauptentwässerung jetzt elegant mit einem Strang über alle Stockwerke gelöst. Der Ablauf erfolgt über ein Ringsieb, welches das von oben kommende Rohr ohne zusätzliche Befestigung umschließt und den Niederschlag zusätzlich in das abführende Rohr leitet. Nur auf dem obersten Balkon dient ein flächiges Sieb als Abschluss für den Balkonablauf. Das Wasser fließt dann unterhalb des Erdgeschoss-Balkons auf die freie Fläche (Freispiegelentwässerung) des Grundstücks – wie es bereits in der ursprünglichen Situation gelöst war und nun auch weiter für die Notenwässerung gilt.

Ablauf des obersten Balkons: Hier sorgt ein Sieb dafür, dass keine großen Gegen¬ stände in das Rohr gelangen. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Ablauf des obersten Balkons: Hier sorgt ein Sieb dafür, dass keine großen Gegen¬ stände in das Rohr gelangen. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Die Notentwässerung ist der zweite Clou: Dafür wurde die alte Entwässerung über die tragenden Hohl-Profile einfach umgenutzt. Dazu ist in der Balkonecke am Boden eine etwa 1,5 Zentimeter hohe Stufe ausgeführt, so dass Niederschläge erst ab einer bestimmten Höhe über den zweiten Entwässerungsweg fließen können. Dann aber ist sichergestellt, dass auch bei sehr starkem Regen das Wasser vom Balkon nicht in Richtung der Wohnungen fließt, sondern über die Notentwässerung vom Balkon ab.

Anschluss auf der Unterseite: Die Durchführung geht in das Anschlussrohr über, eine Abdeckrosette liegt über der Kernbohrung. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Anschluss auf der Unterseite: Die Durchführung geht in das Anschlussrohr über, eine Abdeckrosette liegt über der Kernbohrung. Bild: Dirk Baumbach / Loro

„Das Projekt vereint wirtschaftliche Instandsetzung mit der technischen Aufwertung auf die aktuell gültigen Baunormen. Die Balkone sind nach den Bauarbeiten wieder langfristig nutzbar und dauerhaft sicher vor Niederschlägen geschützt. Die typische Architektur blieb dabei erhalten“, resümiert Architekt Bernhard Remaklus, Projektleiter der GAG.

Das Wasser fließt auf die freie Fläche, weg von der Hauswand. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Das Wasser fließt auf die freie Fläche, weg von der Hauswand. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Fertig instandgesetzter Balkonboden. Bild: Dirk Baumbach / Loro
Fertig instandgesetzter Balkonboden. Bild: Dirk Baumbach / Loro

Bautafel: Balkonsanierung in Köln-Zollstock
Bauherr: GAG Immobilien AG, Köln
Planer: Dipl.-Ing. Architekt Bernhard Remaklus, GAG Immobilien AG, Köln
Verarbeiter: Wierig Liquid, Siegburg
Balkonentwässerung: Loro, Bad Gandersheim (System GF)
Balkonboden: Triflex, Minden (System BTS-P)