Glas und FensterTopthema

Klappläden als Kombination aus Tradition und Moderne

Mit der Philosophie „Serienstandard plus Individualisierung“ hat sich der Schwarzwälder Fensterladenhersteller EHRET nach eigenen Angaben zum Marktführer entwickelt. Ein nicht unerheblicher Marktanteil entfällt auf den Privatbereich, denn bei Neu- und Umbauten ist traditionelles und authentisches Flair wieder gefragt. Zwei Bauernhäuser in der Bodenseeregion, die neben frischen Fassaden auch neue Klappläden von EHRET erhielten, zeigen dies beispielhaft.

Landlust statt Landflucht! Eine aktuelle Studie zeigt: Seit einigen Jahren zieht es die Menschen in Deutschland von der Stadt aufs Land. Neben wirtschaftlichen Gründen und der Wohnungsknappheit in den Ballungszentren spielt dabei auch der Wunsch nach ländlicher Idylle und einem Leben inmitten von Natur und intakter Landschaft eine große Rolle. Die über Jahrhunderte gewachsene traditionelle Architektur, die sich nur unmerklich der Moderne angepasst hat, trägt wesentlich dazu bei, dass der ländliche Raum als ruhig und harmonisch empfunden wird.

Reiner Fischer, Gebietsleiter Fachhandel & Objektgeschäft bei EHRET, erzählt, dass sie wahrnehmen, dass wieder mehr Wert auf ein authentisches Aussehen der Fassaden gelegt wird. Fensterläden und insbesondere Klappläden seien hierbei ein wichtiger Baustein, da sie, wie man an dem Objekt in Kressbronn sieht, den traditionellen Stil der Häuser wie kaum ein anderes Bauelement unterstreichen.

Fischer erklärt weiter, dass Grün eine der häufigsten Farben für Klappläden ist, da sie einen starken Kontrast zum weißen Außenputz bildet und mit den Bäumen, Wäldern und Wiesen in der umgebenden Natur harmoniert. In Kressbronn wurde das Modell Rom installiert, das Lamellen für Lichteinfall und Luftaustausch im oberen Drittel sowie blickdichte Füllungen in den unteren zwei Dritteln aufweist. Da die alten Holzlaibungen beschädigt waren, wurden sie im Rahmen der Klappladenmontage mit gekanteten Zargen aus pulverbeschichtetem Aluminium als Witterungsschutz überdeckt.

EHRET Produktmanager Jörg Hahnel erklärt, dass die große Stärke der flexiblen Produktion in Mahlberg in den nahezu unbegrenzten Möglichkeiten liegt, Standardläden individuell anzupassen. Ein perfektes Beispiel hierfür seien die mit den Klappläden verbundenen Kantzargen für die Verkleidung von Fensterlaibungen. Man könne jeden Schenkel maßgerecht fertigen und die Konstruktion auf Wunsch mit einer Fensterbank dicht verschweißen, um den perfekten Anschluss von Fenster und Fensterladen sicherzustellen. Auch alte Fachwerkbalken könnten im Rahmen einer Renovierung formschön verkleidet werden. Da die Zargen am Fenster befestigt werden könnten, sei die Montage ohne die Perforierung von Wärmeverbundsystemen möglich.

Claus Menz, Geschäftsführer der Allgäuer Bauelemente und langjähriger EHRET Partner, hat die Familien in Kressbronn und Argenbühl bei der Auswahl ihrer Klappläden beraten und bestätigt die Wichtigkeit der Anpassung an individuelle Wünsche. Als ein Beispiel nennt er die Haptik und Optik der Oberflächen. In beiden Fällen fiel die Entscheidung auf eine Feinstruktur-Pulverbeschichtung mit hohem Mattgrad, die einer hochwertigen, gestrichenen Oberfläche und damit der Optik eines Klappladens aus Holz sehr ähnlich kommt.

Hahnel ergänzt, dass Beschläge maßgeblich dazu beitragen, den Stil, die Funktionalität und die visuelle Anziehungskraft eines Klappladens zu definieren. Die richtige Wahl der Beschläge könne den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Erscheinungsbild ausmachen.
Über 400 Einzelbeschläge hat EHRET im Programm und kann damit praktisch alle Anforderungen an Authentizität und Funktionalität erfüllen. Die Bänder, Scharniere, Riegel, Ladenrückhalter, Griffe und Windfallen sind in der Regel aus Zinkdruckguss, Aluminium oder Edelstahl hergestellt und oft im Farbton des Ladens beschichtet.

Bei den neuen Klappläden für das ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammende, im württembergischen Allgäu gelegene Bauernhaus in Argenbühl hat man sich im Rahmen der Modernisierung hingegen für starke Farb- und Materialkontraste entschieden. Auf das bestehende, weiß verputzte Erdgeschoss der ehemaligen Scheune wurden das erste und zweite Obergeschoss neu aufgebaut, an der Giebelseite wurde eine graue Holzverschalung angebracht, um den ländlichen Stil zu unterstreichen. Diese Verkleidungen sind typisch für viele Bauernhäuser in Baden-Württemberg. Sie dienten ursprünglich auch als Wetterschutz, konnten aus den heimischen Wäldern gefertigt werden und sparten den teuren Putz. Für das Klappladen Modell JS mit feststehenden Lamellen wurde ein dunkler Rotton gewählt, die Beschläge sind teilweise im gleichen Farbton, teilweise in Anthrazit wie auch der behütete Frauenkopf, der als anmutiger Fensterladenhalter dient. Kaum ein historisches Fensterladenbauteil, das sich überall in Europa findet, hat so viele Formen und Namen. Man kennt es als Studentenkopf, Schäferinnenkopf, Ritterkopf oder auch „Gadaladalälla“, wie man in Vorarlberg den „Elternschlafzimmerfensterladenhalter“ nennt, der bei Nacht den Fensterladen bewacht.

Quelle und Link zur Studie:
Steinführer, Annett et al (2024): Urban–rural migration in Germany: A decision in favour of ‘the rural’ or against ‘the urban’?, in Journal of Rural Studies 111 (2024), https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0743016724002353?via%3Dihub