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Fassade am Hotel „The Niu“ in Bremen

Die Airport-Stadt ist mit über 500 Unternehmen und 20.000 Beschäftigen einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte in Bremen. Zukünftig soll das Areal nicht nur optimale Rahmenbedingungen für die dort ansässigen Unternehmen bieten. Hier soll urbaner Alltag Einzug halten, auch für die Bewohner und Besucher der Hansestadt. Damit dies gelingt, haben Westphal Architekten BDA aus Bremen eine städtebauliche Masterplanung für den Bereich Airport-City West erarbeitet, der zur Vernetzung von flughafeneigenen und externen Nutzungen beitragen soll. Auf Basis des Rahmenplans ist als erster Baustein ein Hotelneubau entstanden, mit dem das Büro Westphal Akzente in der Airport-Stadt Bremen setzt, aber vor allem einen impulsgebenden Auftakt für die umfassende städtebauliche Neugestaltung bildet.

Der Neubau des Hotels ist im Auftrag der Peper & Söhne Gruppe Bremen für die Hotelgruppe Novum entstanden. Mit seiner Kurvierung folgt der Baukörper dem Schwung der Erschließungsstraße zum Terminal und markiert mit seinen sieben Geschossen an der Henrich-Focke-Straße die stadträumliche Bedeutung in Nachbarschaft zum Europacenter. Entlang der Hanna-Kunath-Straße reduziert sich der Baukörper auf die im Masterplan vorgesehene Fünfgeschossigkeit, die in der zukünftigen Bebauung fortgeführt werden soll.

Plan: Westphal Architekten BDA
Plan: Westphal Architekten BDA

Den Architekten war es wichtig, auf Straßenniveau ein hohes Maß an Öffentlichkeit zu schaffen, die das Hotel als Ort des Austauschs und der Kommunikation wahrnehmbar macht und einlädt, dieses zu betreten. Diese Willkommensgeste drückt das Gebäude über Kubatur und Grundriss mittels eines über die gesamte Länge des Hotels vollflächig verglasten Foyers aus.

Distanz zur Umgebung als Wegmarke und Symbol

Trotz des durch Bauherrn und Nutzer geschnürten Korsetts aus Wirtschaftlichkeit, Flächeneffizienz und Funktionalität ist es mit dem Hotelneubau gelungen, eine vielschichtige Architektur zu entwickeln, die mit einer eigenständigen Fassadentypologie aufwartet und damit Wegmarke und Symbol für die Erweiterung der westlichen Airport-Stadt darstellt. So sucht der neue Baukörper ganz bewusst Distanz zum gestalterischen Bild der Umgebung, das überwiegend durch eine stereotype Klinkerfassadenarchitektur der 80er Jahre geprägt ist. Der Unterschied artikuliert sich insbesondere in der plastisch gestalteten, vorgehängten Metallfassade. Die dreidimensional und polygonal geformten Elemente erzeugen eine elegante und bewegte Ansicht. Je nach Perspektive, Wetter und Tageszeit ergeben sich fortwährend neue Ansichten und sich ständig verändernde Licht- und Schattenspiele. Bei näherer Betrachtung wird erkennbar, dass die vorgehängten, champagnerfarbenen Fassadenelemente über eine gleichmäßige Perforation verfügen, welche die Komplexität der unterschiedlichen Geometrien zusätzlich erhöht. Die Architekten haben sich für eine perforierte Metallfassade entschieden, um den für Metallfassaden üblichen Glanzgrad und die damit einhergehende starke Reflexion des Materials zu brechen und der Fassade eine stoffliche Anmutung zu verleihen. Weil die Lüftungsflügel, die zur natürlichen Belüftung der Hotelzimmer dienen, nicht sichtbar hinter der Metallfassade eingesetzt werden konnten, wird das eindrucksvolle Fassadenbild nicht beeinträchtigt.

Foto: Anke Müllerklein
Foto: Anke Müllerklein

Steinbruch als gestalterische Grundidee

Die impulsgebende Zeichenhaftigkeit der Fassade basiert auf der Idee eines Steinbruchs. Zahlreiche Schichten in unterschiedlichen Höhen und Breiten erzeugen ein strukturiertes und gleichermaßen dynamisches Bild. „Auf der Suche nach einem gestalterischen Prinzip für die Fassade haben wir uns ganz bewusst gegen den für den norddeutschen Raum typischen Klinker entschieden“, erklären die Architekten den Entwurfsprozess. So war zunächst eine Sichtbetonfassade geplant, die mittels regelmäßig angeordneter Fenster ein strenges Raster ergibt. Um diese Strenge, aber auch die Anonymität der Umgebung aufzulösen, erfolgte zunächst die Bündelung von zwei Fenstern und damit zwei Zimmern in der Fassade. Um Kostenersparnisse zu erzielen, entschieden sich Architekten und Bauherr im weiteren Entstehungsprozess der Fassade schließlich gegen die geplante Beton- und für eine vorgehängte Metallfassade. Diese ließ ein noch größeres Spiel mit Form und Tiefe zu, so dass die bildgebende Idee des Steinbruchs über gekantete und gelochte, farbig eloxierte Blechtafeln in die Realität übersetzt werden konnte. Nach Entwicklung und Bemusterung einer maßgeschneiderten Metalltafel erfolgte die konfektionierte Produktion aller Bauteile, die mit Hilfe einer Unterkonstruktion montiert wurden. Eine kaschierte Dämmung ermöglicht dabei einen optimierten Wärme- und Witterungsschutz.

Flexible Grundrissgestaltung für individuellen Innenausbau

Das Hotel, das getreu seiner Bedeutung für die Airport-Stadt, den Namen „The Niu“ trägt, wurde in Stahlbetonbauweise ausgeführt, bei der zwei massive Stahlbetonkerne die Haupttragelemente bilden. Das statische System ermöglicht eine flexible Handhabung der Grundrisse aller Geschosse, so dass der Innenraum gänzlich nach den Wünschen und nach Maßgabe des Corporate Designs des Nutzers gestaltet werden konnte. Die Gebäudetiefe ist für eine klassische zweibündige Hotel-Anlage mit Mittelflur ausgelegt. 153 Zimmer stehen seit Eröffnung im April 2020 zur Verfügung. Die Geschosshöhen belaufen sich auf vier Meter im Erdgeschoss und drei Meter in den Obergeschossen. Die innere Erschließung der einzelnen Ebenen erfolgt über die repräsentative Eingangshalle mit zwei Aufzügen und zwei Treppenhäusern. Das Erdgeschoss beherbergt neben der Lobby und dem Frühstücksbereich weitere attraktive Aufenthaltszonen und eine Bar.