Schattenspiele in Klinker
In Hannovers Südstadt, in unmittelbarer Nähe zum Maschsee, ist nach dem Entwurf von SMAQ ein Ensemble aus vier Wohngebäuden entstanden, das sich durch einen hohen ökologischen und sozialen Standard auszeichnet und zusätzlich durch eine moderne Architektur besticht. Das Büro SMAQ ist im Jahr 2014 als Sieger aus dem durch den Bauherrn Theo Gerlach Wohnungsbau-Unternehmen GmbH & Co. KG ausgelobten Wettbewerb hervorgegangen. Bei dem prägnanten roten Klinker, welcher dem Ensemble eine markante Außenwirkung verleiht, handelt es sich um einen Wasserstrichziegel der Sorte 1650 von der Klinkermanufaktur Deppe Backstein-Keramik aus Uelsen.
Vier Punkthaustypen bieten zahlreiche Vorteile
Das besondere Konzept dieses Gebäudeensembles in Hannover-Südstadt besteht darin, dass sich die Volumina auf vier Punkthaustypen verteilt, die zueinander versetzt und leicht gedreht stehen. Diese Anordnung bietet zahlreiche Vorteile: Zum einen ergeben sich mehr Außenwände als in einem Riegel und damit mehr Fensterfläche zur Belichtung des Wohnraums, zum anderen sind trotz der hohen städtebaulichen Dichte und des geringen Grundanteils in diesem Bereich aufgrund der extremen Kompaktheit der Häuser attraktive und vielseitig nutzbare Außenräume entstanden.
Vier Punkthaustypen bieten zahlreiche Grundrissmöglichkeiten
Während die drei ineinander verketten Häuser Raum für 54 Mietwohnungen, darunter auch geförderte, bieten, sind im davon abgelösten, freistehenden Haus 12 Eigentumswohnungen entstanden. Dabei bilden die vier Häuser jeweils kleine, unabhängige Hausgemeinschaften. Dennoch gibt es Überschneidungspunkte. An den Schnittstellen der miteinander verketteten Punkthäuser verbinden die Wohnungen jeweils zwei von ihnen. Die großen 4-Zimmerwohnungen bilden an dieser Stelle einen Brückenraum mit besonderer räumlicher Qualität aus, der sowohl zur Stadtteilseite als auch zur Seeseite ausgerichtet ist. Alle Häuser sind unterirdisch außerdem über eine Tiefgarage miteinander verbunden.
Vier Punkthaustypen mit eigenständiger Identität
Besonderes Merkmal der Gebäude sind die aufwendig gestalteten Fassaden mit einer prägnanten, roten Ziegelhaut. Der Klinker wurde eigens für das Ensemble von der Klinkermanufaktur Deppe entwickelt, produziert und als Wechselsortierung verarbeitet, so dass ca. 50 Prozent Vorderseite und 50 Prozent Rückseite zu sehen sind. Die Architekten von SMAQ haben sich für die Kombination roter Klinker/rote Fuge entschieden, so dass sich bei Betrachtung aus der Ferne ein sehr homogenes Erscheinungsbild ergibt. Dieses gibt keinen Hinweis auf die unterschiedlichen sozialen Schichten der Bewohnerschaft. „Für die Fassade haben wir uns einen intensiven Rotton gewünscht“, erläutert Architekt Prof. Andreas Quednau von SMAQ die Anforderungen an Deppe Backstein. Dem Team der Klinkermanufaktur ist es gelungen, diese Aufgabe zu meistern. Verwendet wurde ein heimischer Grundton ohne Vermengung anderer Fremdtone.
Die zunächst homogen erscheinende Fassade strukturiert sich bei näherem Hinsehen in kassettenartige Felder, die wiederum schmückendes Ornamentmauerwerk mit rhythmisch versetzten Klinkern aufnehmen. Die unterschiedlichen Kassetten schaffen Abwechslung und sorgen für eine leichte Erscheinung. Nicht zuletzt lassen die aus dem Mauerwerk hervorspringenden Ziegel mit dem Licht wandernde Schattenspiele entstehen. Umgesetzt wurden die ornamentartigen Bereiche mittels Formsteinen mit Schattenfuge. Durch die bereits im Stein enthaltene Fuge konnte auf eine Konfektionierung auf Kopfmauerwerk verzichtet werden und das Ornamentmauerwerk als Läuferverband realisiert werden, um ein optisches Mauerwerk im Kopfverband zu erzielen. Um Bereiche mit zurückgesetztem Mauerwerk umzusetzen, griffen die Architekten auf einen 90 mm tiefen Ziegel von Deppe zurück.